Erinnerungen – die Definition deines Lebens ist deine freie Willensentscheidung. Wir sind die Summe unserer Erinnerungen. Was wäre denn sonst unser Leben, wenn nicht eine Ansammlung von Erinnerungen? Sie alle sind in unserem Nervensystem gespeichert, es sind Erinnerungen an Erlebnisse, vielmehr, es sind Erinnerungen erfahrener Emotionen. Sie führen uns in das Hier und Jetzt. Unsere Erinnerungen machen uns zu den Persönlichkeiten, die wir heute sind.
Ohne unserer Erinnerungen würde unserer Gegenwart der Zusammenhang fehlen. Würden wir emotionale Erinnerungen vermissen, dann wäre das Leben leer. Ohne positive emotionale Erinnerungen entwickelt sich Feindseligkeit, Neid oder Missmut, während wir mit positiven emotionalen Erinnerungen uns im Leben eingebettet und kraftvoll fühlen. All dies sind Momente des Lebens und sie machen das Leben aus. Sie definieren uns. Allerdings, nicht jede Erinnerung trägt zu der ultimativen Definition unseres Lebens bei.
So wichtig sie sein mögen, unsere Erinnerungen, unkompliziert sind sie nicht. Erinnerungen werden nicht erlebnisgetreu gespeichert. Wir neigen dazu, sie als einsortierte Fakten zu betrachten, als ob wir sie sicher in unserem Gehirn aufbewahren könnten. Doch tatsächlich verändern unsere Erinnerungen das, was wir erlebt haben. Denn das, was einem passiert, was tatsächlich erlebt wird, das hat sich in der eigenen Wahrnehmung und Vorstellung seit dem Erlebnis verändert.
Es ist, wie wenn wir einen „Filter im Kopf“ hätten, durch den die Erinnerungen filtriert werden und sich damit verändern würden. Wir neigen zu Verharmlosungen, manchmal zu Übertreibungen, wir verwandeln unsere Erinnerungen oder stellen andere Kombinationen an. So sind es diese aufgearbeiteten Erinnerungen, die unser Leben ausmachen. Es sind nicht die tatsächlichen.
Warum also nicht einen Schritt weitergehen und bewusst Erinnerungen so verfälschen, dass sie uns dienlich werden? Dienlich im Sinne vom Lebensgestaltung, erwünschter Zukunft oder Wundheilung.
Könnte das so einfach sein? Am besten beginnen wir vom Anfang an.
Erinnerungen an Erlebnisse erfahrener Emotionen
Emotionen sind es, die unser Leben bestimmen. Der aktive Motor, der permanent im Hintergrund läuft, das sind Bedürfnisse. Psychische Bedürfnisse machen einen großen Teil unseres emotionalen Erlebens aus. Es betrifft die Vergangenheit, das aktuelle Leben und die Zukunft. Psychische Bedürfnisse können in jeder Phase nachgeholt werden. Wir beginnen mit der Vergangenheit.
Wenn ein Kamel in die Wüste aufbricht, sollte es in seinem Magensystem ausreichend Wasser und Nährstoffe eingelagert haben, damit es davon zehren kann, wenn es nichts mehr zu futtern gibt. Wir Menschen können uns nicht auf Vorrat satt essen. Allerdings reichen die Vorräte aus der psychischen Zuwendung in der Kindheit für einen langen Zeitraum aus, manchmal das ganze Leben lang, vorausgesetzt, sie waren ehrlich gemeint.
Zweierlei ist festzuhalten:
1. wurden die Bedürfnisse in der Kindheit gestillt, dann ist davon auszugehen, dass das Kind, der Heranwachsende und der Erwachsene in jeder Phase kraftvoll im Leben agiert und sein Leben bewältigt.
2. wurden Bedürfnisse in der Kindheit nicht gestillt, dann findet das Kind im Idealfall einen Weg, damit umzugehen. Es entwickelt Schauplätze und Strategien, die ihm helfen, zu überleben. Später überträgt das Kind diese Mechanismen ins Erwachsenenalter.
Psychische Bedürfnisse sind nicht nur Zuwendung, Liebe und Geborgenheit; es ist viel mehr. Hierzu gehören auch Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Unbefangenheit und viele weitere Eigenschaften, die ein entspanntes, zufriedenes Leben ausmachen. Es ist auch die Fähigkeit, sich wehren zu können, sich zu behaupten, nach vorne zu schauen und Selbstverantwortung zu übernehmen und – wo nötig – die eigene Meinung sagen. Daraus erwächst die Lust auf das Leben in der Gemeinschaft.
Erinnerungen – ich in zu kurz gekommen
Ist man als Erwachsener den negativen Auswirkungen fehlender Zuneigung in der Kindheit auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, wenn die anfängliche Zeit, in der die psychischen Bedürfnisse nicht zu kurz hätten kommen dürfen, dennoch zu kurz kamen? Tief im Inneren weiß jeder, wo er zu kurz gekommen ist. Und klar ist auch, dass niemand alle psychischen Bedürfnisse gestillt bekommt.
Was sind die Folgen, wenn psychische Bedürfnisse zu kurz gekommen sind?
Die zwei wichtigsten Folgen:
1. Wie bereits erwähnt, wir alle legen uns Strategien zurecht, um mit den Anforderungen des Lebens fertig zu werden. Es ist ratsam, im Erwachsenenalter zu überprüfen, ob es an der Zeit ist, die alten Strategien über Bord zu werfen und neue adäquate zu entwickeln. Es kann zum Beispiel sein, dass man als Kind in die Situation kam, immer zwischen den Eltern schlichten zu müssen, auch wenn man schon aus dem Elternhaus gezogen ist. Dass das zu inneren Konflikten führt, lässt sich nachvollziehen.
2. Wenn im Bereich der psychischen Zuwendung, Aufmerksamkeit oder Liebe zu kurz gekommen ist, dann erleiden diese Menschen unendliche psychische Schmerzen. Das hat vor allem Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und spätere Bindungen und Beziehungen. Die größte Gefahr stellt die Abhängigkeit dar – und zwar sowohl die, sich von anderen abhängig zu machen, als auch die, andere Menschen von sich abhängig zu machen. So kommt man auf keinen grünen Zweig im Leben.
Zwar können die Betroffenen einem geregelten Alltag nachgehen, doch keine Veränderungen verkraften, keinen Aufstieg wagen, körperlich nachlassen oder permanent krank sein. Körperliche Symptome wie Immunschwäche, Gelenkschmerzen, permanente Kopfschmerzen, Magengeschwüre und viele andere Krankheiten sind symptomatisch, wenn man sich psychisch hungrig nach Zuneigung und Anerkennung seiner Selbst durch das Leben quält. Wichtig sind vor allem das Bedürfnis nach Kreativität, Identität und Mut, wenn man sich im gesellschaftlichen Leben behaupten will.
Die innere Zerrissenheit
Alle die zu kurz gekommenen Bedürfnisse bleiben innerlich aktiv, sie lassen keine weitere Entwicklung zu. Ihre Auswirkungen im Alltag sind enorm.
Wurden bestimmte psychische Bedürfnisse nicht erfüllt, dann erlebt der Mensch eine Art permanenter Zerrissenheit. Einerseits will er im Leben den Anforderungen gerecht werden, andererseits ist es wie eine andere Kraft, die schwer wiegt und sich dahin zurückzieht, wo alte Bedürfnisse ihre Nahrung erhalten .
Es gibt unfassbar viele Menschen, die Prüfungen nicht ablegen können, Abschlussarbeiten nicht schaffen zu vollenden, ihren analytischen Fähigkeiten nicht nachgehen können, weil sie durch Niemanden gefördert worden sind. „Von Nichts kommt Nichts“ – sagt ein altes Sprichwort. Das sind Bedürfnisse nach Lernen, Verstehen, nach einem geistigen Ausbau, nach Wissen. Es sind Bedürfnisse, die in uns sind und nach Entfaltung streben.
Und eigentlich hat man das gar nicht selbst verschuldet. Deshalb finde ich es absolut verwerflich, diesen Menschen keine Hilfe anzubieten, sondern ihnen zusätzliche Bürden aufzuerlegen und sie als „gestört“ abzustempeln. Das schwächt das Selbstbewusstsein ungemein. Manche erholen sich nie davon. Dies alles sind Folgen nicht gestillter psychischer Bedürfnisse. Diese Menschen brauchen Spuren und Repräsentationen im Gehirn – eine Idee, einen Funken, der angezündet sich zu entfalten beginnt.
Erinnerungen und die inneren Repräsentationen
Zuwendung von Bezugspersonen, Anerkennung und Fürsorge, das sind Spuren im Gehirn, die andere Menschen in der Kindheit uns anlegen und so den Funken der Lebendigkeit und psychischer Gesundheit entfachen. Es sind Hormone, die ausgeschüttet werden, die den Lebenskreislauf aufrechterhalten. Wir Menschen sind die sozialsten Lebewesen überhaupt, wir brauchen einander. Und das weit mehr, als es uns bewusst ist. Mehr, als uns das vielleicht lieb ist.
Was können wir für diejenigen Menschen tun, die aufgrund fehlender Zuneigung in der Kindheit nicht sozial interagieren konnten?
Die Neurowissenschaften liefern Antworten. Bereits seit 20 Jahren ist bekannt, dass Neuronen in unserem Gehirn auch dann aktiv werden, wenn wir eine Situation beobachten bzw. uns diese vorstellen. Ausführlich schreibt dazu Prof. Dr. Markowitsch in unserem gemeinsam verfassten Buch „Reframing der Bedürfnisse – Psychische Neuroimplantate“, Heidelberg, Springer-Verlag, 2019.
Eine vorstellbare kontextbezogene Beziehung reicht aus, um eine gleichartige Hormonausschüttung zu bewirken, wie sie ansonsten bei eigener körperlicher Aktion auftritt. Die intensive Vorstellung reicht aus, um den Körper und die Seele gesund zu halten.
Kontextbezogene Beziehung
Nicht für jeden Menschen waren und sind Bezugspersonen so greifbar, wie man sie brauchen würde. Kraft einer kontextbezogenen Beziehung kann jedoch jedes Bedürfnis nachmodelliert werden. Deshalb: Reframing der Bedürfnisse. Eine kontextbezogene Beziehung ist der neue Rahmen für unsere Bedürfnisse und für deren Auslebensmöglichkeiten. Sie ausleben zu können, das ist genau das Gefühl, was man sich gewünscht und nie bekommen hat. Erlebnisse darüber, wie es sich anfühlt, wenn man es bekommt. Hilfreich sind Szenarien, die zur Stillung der Bedürfnisse führen, Szenarien im Sinne vom NIKU.
Mit der APP NIKU und NIKU Inceptions ist es möglich, psychische Bedürfnisse so zu stillen, dass eine je auf die Bedürfnisse abgestimmte Nachversorgung des Nutzers oder der Nutzerin realisiert werden kann.
NIKU ist die erste Instanz, die jedem Menschen ermöglicht, im Alleingang seine psychische Nachversorgung der Bedürfnisse durchzuführen.
Falsche Erinnerungen – Psychische Neuroimplantate
Für die Neuro-Wissenschaft habe ich den Begriff „Psychische Neuroimplantate“ eingeführt. Mithilfe der leicht bedienbaren App NIKU soll definiert werden, was im Gehirn eines Menschen vorgeht. Und auch, wie eine kontextbezogene Beziehung wirkt und welche Elemente für Szenarien notwendig sind, damit die Anwender einen effektiven Nutzen des von der App generierten emotionalen Konzepts erzielen können.
Ich bin der Meinung, Psychische Neuroimplantate sind vergleichbar mit einem Mikroorganismus, der, wenn er eingepflanzt ist, zu einem harmonischen Dasein führen kann, da er plötzlich zu einem Teil des Selbst wird.
Jedes Szenario wird dann erfolgreich, wenn das Zufällige, Intuitive einen Platz findet, ein Biotop anlegt, um sich entfalten zu können. Manchmal reicht die einfachste Version des Gedankens, damit er innerlich Wirkung entfaltet, natürlich heranwächst und in das Bewusstsein übergeht.
Emotionales Konzept – Szenarien und Erinnerungen
Jeder Mensch hat in sich eine Art emotionales Konzept. Dieses Konzept ist wie eine Kette. Sie können sich diese Kette als eine Perlenkette vorstellen, wobei jede Perle ein Szenario ihrer Geschichte in sich trägt. Szenario ist nicht gleichzusetzen mit Geschichte, die faktengesteuert ist. Es ist wie ein emotionales Elixier, ein Extrakt, ein Lebensgefühl.
Unser gesamtes emotionales Erleben ist also in dieser Perlenkette und jedes Teil des emotionalen Erlebens ist daran angehängt. Wie Moleküle, die gemeinsam ein Ganzes bilden, sich allerdings wieder trennen können, ersetzt werden können oder abfallen können. Moleküle sind Teilchen, die durch chemische Bindungen zusammengehalten werden. Sie können aber auch ihre Position verändern.
So stellt es sich auch mit unseren Szenarien dar, sie repräsentieren Teilchen der emotionalen Kette, des emotionalen Konzeptes. Das sind unsere neuen Erinnerungen. Mit Hilfe der Bildung von Szenarien in der APP NIKU Inception kann jeder seine emotionale Kette selbst modellieren. Wurde man zum Beispiel in der Kindheit allein gelassen und erlebt die Einsamkeit immer wieder so, als ob ein inneres Kind in ihm schreien würde, dann baut der Anwender für sich ein Szenario auf, in dem er sich als das Kleinkind erlebt, das festgehalten wird.
Sein emotionales Konzept verändert sich, indem kraftvolle Zuwendung zum Erleben kommt, wonach sich das innere schreiende Kind im Zuge der Sättigung ins Nichts auflösen wird. Es bilden sich neue Erinnerungen. Die Kette hat sich verändert, die Teilchen haben die neue Rangordnung angenommen, wonach die psychische Reife ihre Entwicklung fortsetzen und sich neu einstellen kann.
So nach und nach können wir durch diese Erinnerungen die emotionale Kette verändern und vervollständigen. Das individuelle emotionale Konzept wird so zu einem Stabilisator für dem festen Boden der psychischen Struktur. NIKU und XPOWERof10 geben dir diese Wurzeln für einen kraftvollen Baum und gesunde Früchte deiner Wahl.
Falsche Erinnerungen – die Basis des Lebens
Bereits vor der Geburt beginnt das Gehirn Erinnerungen zu sammeln, die uns prägen und formen. Die Erinnerungen der Kindheit lösen Emotionen aus, sie begleiten uns tagtäglich, mal mehr, dann wiederum weniger bewusst. Je weniger Bedürfnisse in der Kindheit gestillt worden sind, desto mehr denken wir als Erwachsene an das, was uns fehlt. Das bindet immens viel Zeit und Kraft und hindert uns oft , das Leben von der gesunden, kraftvollen Perspektive aus zu betrachten und anzugehen.
Den Grad der Schmerzempfindung kann kein anderer Mensch nachempfinden. Es kann so schmerzhaft sein, dass man sich daran gar nicht erinnert. Das Wichtigste ist, den Schmerz zuzulassen, zu durchleben und an dieser Stelle des Mangels neue Szenarien zu bilden. Das sind zunächst Gedanken, die zu Szenarien werden und die sich zu inneren Storys entwickeln. Es sind innere Erlebnisse. Es ist nicht von Bedeutung, ob es nur Wunscherlebnisse sind. Was zählt, ist die Idee, wie es hätte sein müssen, wenn die Bedürfnisse erfüllt worden wären. Was zählt, ist das emotionale Erleben, wie die Szenarien durchlebt werden. Denn tief im Inneren erlebt, werden Ressourcen geweckt und neue Erinnerungen geformt.
Erinnerungen sind die Spuren des Lebens
Erinnerungen machen den Menschen zu dem, was er ist. Mit neuen Erinnerungen (auch falschen Erinnerungen, die nicht real, sondern zum Beispiel mit Hilfe der NIKU-App konstruiert werden) ändern sich die Strukturen des Gehirns und die Perspektive des Handelns.
In jedem von uns leben verborgene Wünsche und Ideen von Erlebnissen. Werden sie wahrgenommen, gefühlt oder durch Vorstellungskraft gelebt, formen sie das Gehirn in fast oder gar völlig gleicher Weise, als wenn sie real erlebt worden wären. Es bedarf nur gehirn-gerechten Vorgehensweisen, um falsche Erinnerungen bewusst so zu produzieren, dass sie zu einem lebendigen, förderlichen Biotop werden können. Es lohnt sich, diese Möglichkeit in die Hand zu nehmen.
Wir brauchen uns das nur vor Augen zu führen, dass wir unser Leben durch unser Erinnern definieren.
Wie wir an einem bestimmten Tag sind, das ist das Resultat aller Erinnerungen an die Tage zuvor, inklusiv neu kreierter Erinnerungen. So erfahren wir, dass Erinnerungen beweglich und formbar sind. Eine NIKU-Nutzerin fügt hinzu: „Ich denke an mein eigenes Leben, an die tatsächlichen und falschen Erinnerungen, die in der Summe mein Leben geformt haben und heute ausmachen. Mein Leben war reich an Erlebnissen und ich hatte reale Erinnerungen, die mir Kopfschmerzen breiteten und deretwegen ich Schuldgefühle hatte. Aber ich ließ nicht zu, dass meine wenigen guten Erinnerungen im Ocean der schlechten ertranken. So tat ich Erlebnisse hinzu, die bis zum heutigen Tage mein Leben lebens- und liebenswert machen. Ich kenne selbst den enormen Wert der vervollständigten Erinnerungen.“
Mehr dazu findest du im Theorieteil: “Die PERFEKTE LINIE” und “XPOWERof10 SELBSTTRAINING”.